Geschichte

Die Gründung des Ortes selbst ist in geschichtliches Dunkel gehüllt. Die Dokumente wurden ein Opfer der Flammen beim Brand im Pfarrhof Waldzell im Jahre 1811. In diesem Archiv waren auch die Schriftstücke über Schildorn verwahrt.


Römerzeit, bayerische Kultivierung und Besiedelung:

Der Boden der Pfarre Schildorn war schon in der Römerzeit in den Bereich der Kultur gerückt. Die römische Hauptstraße von Wels nach Burghausen führte durch Schildorner Gebiet. Die Straße berührte “Pürg”, wo noch ein Feld “Römerfeld” genannt wird (Gemeinde Pramet). Auch der “Burgstall” von Pramet dürfte eine Römerwarte sein. Die Straße überquerte Schildorn und führte an der Ortschaft “Straß” bei Bleckenwegen in Waldzell vorbei. Die Erinnerung an die Römerstraßen ist deshalb in dem Namen “Straß” so deutlich ausgedrückt, weil die solide Grundlage eines fachgemäßen Unterbaues noch lange hinaus etwa bis in die Zeit der deutschen Besiedelung unseres Landes standhielt.

Ein sicheres Anzeichen dieser Römerstraße ist die Nähe eines mittelalterlichen Burgstalles. Die heute noch gangbaren Namen “Burg”, “Burgstall”, “Buch” weisen klar und deutlich auf einen einstigen römischen Standplatz oder eine Befestigung hin. Man könnte jedes römische Kastell “Burgstall” benennen. Zwischen Lohnsburg am letzten Ausläufer des Kobernaußen und dem Pattighamer Hochkuchl stand der Burgstall in der Pfarre Schildorn.

Die wilden Jagden der Sagenwelt unseres Volkes sind nichts anderes als die Erinnerungen unseres Volkes an die Römerverkehrswege.

Zur Zeit der fränkischen Könige (um 900 n.Chr.) kamen sicherlich auch fränkische Ansiedler in die vom Hönhart und Hausrück umschlossenen Talkessel. Fränkischen Ursprungs ist auch Sciltarin, heute Schildorn, eine Ansiedlung königlicher Schildträger. Ortsnamen auf -ing erinnern an die Zeit der Sippensiedlung: Freidling, früher Freitling, urkundlich Vreitlinge vom Eigennamen “Fritilo”. Fast gleichzeitig entstanden die Namen auf -ham und -aren, bei uns Litzlham und Ecklham, Schiltaren oder Scilhara (ca. 900 n.Chr.). Um das Jahr 1000 entstanden die Namen auf -berg: Ottenberg, Schmidsberg. Um 1200 Rodungsnamen auf -edt und -au: Weiketsedt, Ebersau.

Missionierung und Seelsorgeverhältnisse:
Man weiß eigentlich heute nicht mehr, wo das Schloss der Edlen von Schildorn stand, da man bald diesen, bald jenen Platz als seinen Standort (Burgstall) bezeichnet. Wahrscheinlich ist der alte Burgstallplatz westlich auf der Anhöhe ober der Kirche zu suchen.

Die Missionierung unseres Gebietes erfolgte von Hohenzell und Eberschwang aus. Das Kloster Mondsee war bis etwa 900 hier emsig tätig. Dank der fränkischen Besiedlung, welche von slawischen Rodungsarbeitern unterstützt wurde, kamen die Patrozinien St. Martin in Schiltarn und St. Kolman in Geltung. Wenngleich der Name Schildorn bayerisch zu werten ist, dürfte bei den Namen Schiltarn und St. Kolman slawischer Einfluss vorliegen, weil man sie auch in slawischen Gebieten (damals Steiermark und Niederösterreich) vorfindet. Bei der Nennung des Ortes Schiltorn in Urkunden im Jahre 903 dürfte es schon ein Gotteshaus in Schildorn gegeben haben. In dem Vertrag zwischen dem Bischof Burkharth von Passau wird der Ort Scilhara neben Heutteswanc (Eberschwang) erwähnt. Der Name sollte wohl Scilhara = Schildorn geschrieben werden. Wir erkennen aus der Urkunde, dass wir es mit einer fränkischen Gründung des 9. Jahrhunderts zu tun haben. In den Stiftbriefen für das Kloster St. Nikola aus der Zeit um 1075 wird Schiltarn (Sciltarin) neben Eberschwang. Aspach und Vöcklamarktals Pfarre am Walde (Hausrück) genannt.

Die Zeit der Entstehung der Pfarrkirche Schildorn fällt in das Jahr 1067 und hieß Sciltarin, Schiltarn, Schiltern. Schildorn wurde im Jahre 1075 wie Eberschwang und Aspach vom Bischof Altmann zur Fundation des Stiftes St. Nikola von Passau gegeben. Zu Schiltarn stand auch die Burg gleichnamiger Erben, nach deren Erlöschen selbige an das Hochstift Passau fiel. In Schildorn hatte das Stift Aspach einst eigene Äcker, Wald, Fluren und einige Untertanen, die dessen Abt Friedrich 1162 dem Bischof Kuno von Regensburg für Zehente vertauschte. Die ältere Geschichte führt davon 1076 Chälin und Ottokar von Schaltern, 1140 Babo von Schiltarn, 1156 Dietrich von Skiltarn, 1180 Heinrich von Schiltarn und 1203 noch Valochau von Schiltarn als Zeugen und Ministerialen der Klöster Aspach, St. Nikolaus, Astenspach etc. an.

Bis etwa 1300 war Schildorn die Haupt- und Mutterpfarre des weiten Gebietes vom Hausruck bis zu den Pfarrgrenzen von Aspach – Mettmach. Ab 1020 wurde die Gegend vom Hochstift Bamberg betreut. Als der heilige Altmann, Bischof von Passau, das Stift St. Nikola gründete, gab er zur Dotation die Pfarren Schildorn, Aspach, Eberschwang und Neuhofen bei Ried.

Im Übergabsbuch von Passau finden wir Schildorn mehrmals verzeichnet:
In der Zeit um 1110 – 1130 übergab Adilber von Sciltarn den Unfreien Engilbald der Kirche Passau zum Jahreszins von 5 Pfennigen.
Im Jahre 1194 wird Friedrich von Sciltarn als Zeuge einer Übergabe genannt.
In der Zeit um 1200 – 1220 wurden Siboda und Conradus von Sciltarn durch Engelkalk und seine Frau Hemma zum Jahreszins von 5 Pfennigen nach Passau übergeben. Von 1220 bis 1240 werden unter den Zinsleuten Thunrad und Eberan von Scilthar (Shiltorn) genannt.

Allein später erlosch dieses Geschlecht wieder, und die Burg mit dem übrigen Besitztume von Schildorn ging an das Hochstift in Passau über, das darüber eine eigenen Verwaltung unter der Bezeichnung “Probsteigericht zu Ried” einsetzte.

Durch das Fortschreiten der Kolonisation wurde der westliche Teil des Pfarrgebietes reichlicher bevölkert und die Verkehrswege von Ried nach Salzburg über den Kobernaußen und vom Inn über den Hausruck allmählich ausgebaut. Dadurch wurde der wirtschaftliche Schwerpunkt in den westlichen Teil verlegt. So wurde Waldzell Pfarrkirche und Pfarrsitz auch für Schildorn und Pramet. Diese Entwicklung mag sich bereits im 13. Jahrhundert vollzogen haben. Um 1300 wurde das etwa um 1200 gegründete Waldzell zum Hauptsitz gemacht, Schildorn blieb Seelsorgefiliale für das Hausruckterrain im Ostteil.

Gleichzeitig im 13. Jahrhundert finden wir in dem Güterverzeichnis des Hochstiftes Passau folgende größere und kleinere Bauernhöfe vermerkt: eine Hube in Porz = Parz, 2 Huben in Breitling = Freidling, 2 Güter in Schiltarn, 4 Güter in Ebersawe = Ebersau.
Waldzell wird in einer Urkunde vom Jahre 1312 zum ersten Mal genannt, als Pfarrort 1371, 1379 und 1429. Im ältesten Verzeichnis der passauischen Pfarren ist Waldzell mit einer Verleihungstaxe angegeben, Schildorn dabei ganz übergangen. Sehr viel Einblick in das Wirtschaftsleben früherer Generationen gewährt das älteste Urbarbuch der Herrschaft Ried 1446: Es sind in diesem Güter- und Dienstverzeichnis verschiedene Abgaben angeführt und zwar: “Vermerkt den Mültechent, der um sand Veytstag gevallen soll. Item Rampfmül 40 pf (Pfennige), Item am Aygenmül 40 pf, Item Mosmül 32 pf, Item mül in der Au in Schiltorner pfarr 32 pf, Ebersaw Ibidem Aderlasser 15 pf. 5 v.h. (vierling haber) 2 h. (hüner). Ibidem Hnnselvischer 15 pf. 5 v.h. (vierling) 2 h.” Daz Lücelhaim – heute Litzlham, Weyraczöd – heute Weiketsedt.

Waldzell war bis 1749 im Besitze der Zisterziensermönche von Aldersbach. Im Jahre 1415 treten Görg von “Purkhstall” und Stephan und Niklas von Lüzelham, in Erbrechtsverhandlungen. Am 29. September 1746 erscheint das Gut, genannt “Die Burg”, in der Pfarre Schiltarn, am 2. Juli 1487 Wolf Sigl, “gesessen auf der Purg”. – Heute steht in Schildorn das Bauerngut “Burgfink” und deutet auf frühere Zeiten und Sitten hin.

Im 15. Jahrhundert erwachte irgendwie wieder als Selbstständigkeitsgefühl in Schildorn, denn in Urkunden heißt es immer wieder “Schildorner Pfarr”. Es setzte sich praktisch der Begriff einer Filialpfarre durch. Im Stiftsbuch von Waldzell aus dem Jahre 1664 scheint Schildorn auf, ebenso einige Namen von hier ansässigen Personen, die Abgaben geleistet haben: Danie Heiß, Wimpbauer zu Litzlham; Caspar Freidlinger am Furt zu Ebersau; Wolfgang Gräßlbauer, Metzger zu Schildorn; Wolfgang Größlpaur auf dem Puechfinkguet zu Schildorn.

Um 1700 scheint das Schicksal der Verwahrlosung die Kirche getroffen zu haben, denn bei der Gebälkauswechslung des Dachstuhles im Presbyterium fiel das schadhafte Kirchengewölbe durch und musste durch ein Neues ersetzt werden, welches in gefälliger Barockmanier ist. Bei der 1784 in Gang gesetzten Zerlegung der Großpfarre Waldzell wusste es Schildorn bei Rührigkeit seiner Ortsbewohner durchzusetzen, dass es Pfarramt wurde, Pramet dagegen sich mit einer Kaplan-Expositur begnügen musste. Kaser Josef II. errichtete damals eine eigene Pfarre in Schildorn. Das fürstliche passauische Probsteigericht zu Ried hatte damals der Patronat über Pfarre und Kirche zu Schildorn, aber nach der Säkularisation des Hochstiftes Passau im Jahre 1803 ging dieses Patronat an den Landesfürsten.

Im Jahre 1834 verwüstete ein Großbrand in Schildorn 18 Häuser, unter ihnen auch das Schulhaus. 1884 wurde eine selbständige Gemeindevertretung in Pramet geschaffen, am 25. März 1887 die neue Pfarre Pramet abgetrennt.

Die beiden Weltkriege gingen nicht spurlos an unserer Gemeinde vorüber: Die Gedenktafel beim Kriegerdenkmal zeigt viele Namen gefallener Soldaten. Unsere Gemeinde nahm Flüchtlinge aus Südtirol, aus der Bukowina und Galizien auf, die Schulkinder sammelten für das rote Kreuz und für die Kriegsanleihe. 1916/17 wurden die Glocken vom Turm genommen, ebenso im Zweiten Weltkrieg.

Am 14. Dezember 1922 erstrahlte in Schildorn zum ersten Mal das elektrische Licht. Der Winter 1924 stand auch bei uns im Banne des Radios, am 29. März 1925 wurde die Autolinie Ried – Frankenburg eröffnet.